Wine everywhere

Jetzt waren wir drei Tage wieder arbeitslos in Neuseeland unterwegs. Dank eines Tips unseres Campingplatzfreundes haben wir nun wieder einen neuen Job gefunden und zwar bei einem Contractor, die sich um Jobs im Agrarbereich kümmern. Zur Abwechslung und zur Erweiterung unserer eigenen Erfahrungen geht es jetzt auf Weingüter! Aber mit den Trauben ist es ja lange noch nicht soweit, sodass wir erstmal die Weinstöcke bearbeiten. Unsere Aufgabe besteht darin, die Drähte, die die Pflanzen halten, höher anzubringen. Mit der zeit sind die Weinstöcke nämlich auch gewachsen und damit sie unter der Last der Trauben nicht brechen, werden die Drähte (wires) nach oben versetzt. Je nachdem wie groß die Pflanzen sind, kann das wirklich sehr anstrengend sein und am nächsten Tag spürt man sehr deutlich seine Muskeln in den Schultern und an den Rückseiten der Beine– zumindest als Untrainierter, der daran nicht gewöhnt ist. Zumindest wurden wir zwei Mädels sehr gelobt für unsere gute Arbeit, die wir geleistet haben, was nach der Apfelkatastrophe wie Balsam für die Seele war. Und vor allem konnten wir locker mit den Männern mithalten beziehungsweise waren teilweise gründlicher und schneller zugleichJ.

Nach dieser Arbeit wurde es nicht unbedingt besser. Teilweise wachsen kleine Äste in Bodennähe aus dem Weinstock, die natürlich entfernt werden müssen. Man läuft Reihe für Reihe ab und reißt diese ab, wobei man sich die ganze Zeit in einer gebeugten Haltung am Boden entlang bewegt. Das geht wirklich auf den Rücken und zwischendurch musste ich mich wirklich aufrichten, sonst heißt es Hexenbuckel. Man wird nach Meter bezahlt und am Ende jeder row, die ungefähr 150 – 200m lang sein können, muss man auf einem Blatt seinen Namen hinter jede Reihe eintragen, sodass ganz genau nachvollziehbar ist, wer welche Reihe gemacht hat. War es nicht ordentlich, heißt es bitte alles nochmal. Bei teilweise fast 30 Grad während der letzten zwei Tage wollte ich mir das verkneifen.

Mit dem teamspirit war es auch nicht weit her. Es kann passieren, dass einmal zwei Leute in derselben Reihe arbeiten und sich irgendwann treffen. Da man nach Meter und damit auch nach Reihe bezahlt wird, ist das schon ärgerlich, aber kein unlösbares Problem. Man nimmt sich einfach eine neue Reihe und fängt jeweils wieder in der Mitte an und arbeitet sich zum Ende vor. Eine meiner Arbeitskollegin war wohl nicht dieser Meinung. Sie fing gleich an mit schupsen und schrie mich über das halbe Weingut in einem kaum verständlichen Englisch an, dass ich keine Augen im Kopf hätte. Ich bin ein netter Mensch und versuche immer sachlich zu bleiben, aber wegen umgerechnet 2 Euro handgreiflich zu werden, geht mir gegen den Strich. Im Nachhinein stellte sich raus, dass sie das bei mehreren versucht hat, um ein paar Reihen mehr zu erhaschen. Das finde ich einfach nur traurig…

Man kann es auch anders sehen. Wir haben das ultimative Bauch-, Beine-, Po-Programm mit Training der Schultermuskulatur und dafür werden wir auch noch bezahlt- Solarium inklusive! Leider ist die Bräune sehr ungleichmäßig, aber im Bikini arbeiten ist auch nicht so optimalJ Man muss einfach alles nur positiv sehen, dann wird das schon. Morgen ist der letzte Arbeitstag und dann sind „Weihnachtsferien“!!

Ganz extrem sind momentan die Temperaturunterschiede von Nacht zu Tag. Früh wacht man im Van auf und traut sich gar nicht vor die Tür, weil es so furchtbar kalt ist und am Tage möchte man sich am liebsten alle Kleider vom Leib reißen. Im Winter ist das Schlafen im Auto meiner Meinung nach absolut nicht zu empfehlen, es sei denn man hat ein dickes Federbett ;-). Schräg gegenüber von unserem Platz gibt es die ganz Harten, die im Zelt nächtigen. Man sollte meinen, dass das im Sommer in Neuseeland kein Problem ist, aber das Wetter ist hier wirklich unberechenbar – gerade in Meeresnähe!

 

Ein Stückchen zu Hause in Neuseeland….

…haben wir in Napier gefunden! Dort gibt es eine Bäckerei, die typisch europäisches Brot bäckt und das nicht mal schlecht! Nach zwei Monaten konnten wir endlich ein typisch deutsches, leckeres Vollkornbrot essen. Das wurde förmlich zelebriert und dann merkt man erst richtig, dass das Toastbrot hier nicht sonderlich schmackhaft ist. Natürlich ist das ein wenig teurer, aber es war es wert. Ein wenig außerhalb von Napier gibt es einen Supermarkt (Vetro), der mediterrane Produkte anbietet. Dort haben wir auch Rot- und Sauerkraut gefunden, dass es höchstwahrscheinlich bei uns zu Weihnachten geben wird.

Weihnachten werden wir dann in unserer kleinen Campingidylle verbringen. Die netten Franzosen, die wir kennen und lieben gelernt haben, fragten, ob wir nicht zusammen feiern wollen. Natürlich!! Die Geschenke wurden von vornherein schon mal ausgeklammert, aber die materiellen Dinge werden ja sowieso häufig überbewertet. Wichtiger ist die Gesellschaft von netten Leuten!

 

Kleine Geschenke

Auf eine Art haben wir schon ein kleines Weihnachtsgeschenk bekommen. Unsere tschechische Freundin stieß vor ein paar Tagen auf einen umgekippten Container der Altkleidersammlung und hat sich erstmal eingedeckt. Sie ist schon sehr warmherzig und ein wenig alternativJ. Dabei hat sie auch an uns zwei gedacht und uns jeweils ein altes T-Shirt mitgebracht, wobei sie bei der ganzen Aktion von der Polizei ertappt wurde. Man drohte ihr mit Wegnahme des Visas, was doch reichlich überzogen war. Zum Glück konnten sich die Beamten noch erweichen lassen, denn wegen ein paar alten, getragenen Klamotten das Visa einzubüßen, wäre schon reichlich ärgerlich. Die Shirts hat sie uns aber ganz stolz überreicht und sie passen sogar! Zu ihrer Freude haben wir sie gleich angezogen.

 

What to do?

Silvester ist nicht mehr fern. So langsam werden Pläne geschmiedet, was man denn so schönes machen kann. Der Favorit: Gisborne. Die Stadt, wo man den ersten Sonnenaufgang auf der Welt genießen kann, soll zu Silvester der „place to be“ sein. Von hier sind es rund 220 km, was bei den neuseeländischen Straßen Verhältnissen eine rund 3-stündige Autofahrt bedeutet. Das wird es wohl werden – in nur 1,5 Wochen. 2010, wir kommen!!!