Der Fisch und das Kanu...

Es gibt das Kanu und es gibt den Fisch und wir sind momentan auf dem Fisch.

Damit ihr nicht denkt, wir sind von allen guten Geistern verlassen, hier die logische Erklaerung aus der Mythenwelt der Maoris.

Lange Zeit nach der Erdentstehung lebte der Halbgott Maui im urzeitlichen Hawaiki.Eines Tages ging er mit seinen fuenf Bruedern fischen und sie paddelten ihre Kanus weit hinaus auf die offene See. Dort holte Maui seinen magischen Fischhaken heraus (ein Knochen seiner verstorbenen Grossmutter). Er betraeufelte den Haken mit seinem eigenen Blut und warf ihn ueber Bord. Bald darauf fing Maui einen riesigen Fisch und holte ihn unter heftiger Gegenwehr an die Oberflaeche.

Dieser Fisch wurde zur Nordinsel, genannt Te Ika a Maui (der Fisch von Maui).

Die Suedinsel war bekannt als Te Waka o Maui (das Kanu von Maui) in dem er stand, als er den Fisch (die Nordinsel) fing.

Stuart Island im Sueden des Kanus (der Suedinsel) war der Ankerstein von Maui, damit das Kanu nicht abdriften konnte.

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.. und deshalb sind wir momentan auf dem Fisch.

Ansonsten geht es hier in Neuseeland sehr modern zu, sogar so modern, dass wir Euch unbedingt von den absolut Touri-freundlichen High-Tech-Bussen in Auckland erzaehlen muessen. Kaum eingestiegen, wurden wir sofort Audiovisuell durch die Stadt kutschiert. Angefangen von interaktiven Stadtplaenen und Fahrrouten, ueber Kino-Vorschau bis hin zu Restaurant-Vorschlaegen und das alles von einem Flachbildschirm. Wir waren schwer beeindruckt.

Da Australien ja so traurig war, dass wir es nach 11 Monaten verlassen haben, hat es uns gleich mal eine Woche Regen nach Neuseeland geschickt.

Auch Tim`s Geburtstag war da keine Ausnahme.

Eigentlich war ja ganz viel Sonnenschein und Hitze fuer unseren Bootstour in der Bay of Island bestellt, aber da Petrus ja auch nur ein Mensch ist, ist es ihm nicht gelungen im Fruehling alles auf die Reihe zu bekommen. Selbst die Delphine hatten dann keine Lust mehr sich zu zeigen und bei 17 Grad Wassertemperatur hatten wir auch keine Lust mehr schnorcheln zu gehen.

Tim hat´s weniger gestoert, da er sich doch im Plastik-Ente-Schiessen und Echt-Fisch-Angeln ueben konnte und es am Abend leckeres Gegrilltes gab.

Puenktlich einen Tag nach dem grossen Tag kam dann die Sonne raus und hat uns seitdem auch nicht mehr verlassen. Bis auf ein paar wenige Wolken am Himmel hatten wir immer tolles Wetter und sogar schon unseren ersten kleinen Kiwi-Sonnenbrand.

Von der Bay of Island ging es weiter bis nach Cape Reinga, dem fast noerdlichsten Punkt auf der Nordinsel (also dem Fischsschwanz).

Dort gleiten die Seelen der verstorbenen ueber die Wurzeln eines 1000 Jahre alten Baumes in die Seelenwelt; glauben die Moaris auf jeden Fall. Gut erzogene Reisende die wir sind, haben wir das natuerlich respektiert und nicht gegessen, getrunken und rumgedoedelt, sondern haben das ganze Gebiet respektvoll behandelt.

Auch auf den Klos, die vor 50 Jahren versehentlich auf heiligem Grund errichtet wurden, haben wir kein Geschaeft erledigt, sondern tapfer bis zu den Dixi-Ersatz-Toiletten 200 Meter weiter ausgehalten.

Weiter ging es zu den neuseelaendischen Riesenbaeumen, den Kauris, wieder Richtung Sueden bis zur Coromandel Peninsula. Eine Halbinsel die zu dieser Jahreszeit von den Touristenstroehmen verschont bleibt und uns beim beruehmten Hot Water Beach vorbeischauen hat lassen.

Man glaubt es kaum direkt am Strand entspringen kochend heisse Quellen, die einen krebsroten Hintern verursachen, wenn man in den selbstgebuddelden Loechern nicht aufpasst. Als wir uns dann endlich ein Plaetzchen erkaempft hatten konnten wir auch alles in vollen Zuegen geniessen und sind halb durchgegart zurueck zum Auto.

Das Neuseeland vulkanisch recht aktiv ist haben wir ja spaetestens am heissen Wasser der Strandquellen bemerkt und deshalb sollte Rotorura unser naechster Zwischenstopp sein.

Eines der vulkanisch aktivsten Gebiete in Neuseeland und vor lauter Dampf und Schwefel haben wir oft die Hand nicht vorm Gesicht gesehen. Vielleicht lag es auch daran, dass wir von den teilweise utopischen Eintrittspreisen zu benommen waren?! Nachdem wir uns damit abgefunden hatten, dass auch die Neuseelaender wissen, wie man mit den Urlaubern Geld macht, sind wir losgezogen, um doch noch einige wenige Plaetzchen zu finden, an denen man umsonst bubbelnde und dampfende Loecher und Geysiere bewundern konnte.

Nach soviel faulem Eiergestank sind wir wieder ans Meer, um an der Ostkueste (der Rueckenflosse) entlang zum Cape East zu zotteln. Da es sich um ein Gebiet mit sehr grossem Maori Anteil handelt, haben wir auch tatsaechlich ein paar Frauen mit den traditionellen Kinn- und Lippentaetowierung gesehen und waren auch sonst von Land und Schafen beeindruckt. Am Besten hat uns mal wieder die Einsamkeit gefallen und dass wir fast alleine unterwegs waren, da die meisten Urlauber die Inlandroute waehlen.

Eines der Highlights in Neuseeland durften wir natuerlich nicht auslassen – Der Tongariro Nationalpark.

Nachdem unsere letzte Generalprobe beim Wandern in Tasmanien wegen schlechtem Wetter ins Wasser gefallen war, haben wir uns mutig und untrainiert an das Tongariro Crossing herangewagt. Eine sechs bis acht Stunden Wanderung, die nach unserer Touristenbrochuere zu den schoensten der Welt gehoert. Und was sollen wir sagen? Wir waren sehr begeistert. Nicht nur dass das Wetter mitgespielt hat, sondern auch Aussicht und Umgebung waren gandios. Da hat es uns auch nicht so gestoert das wir den Wanderweg mit etwa 500 anderen Teilen mussten. Unser Busfahrer meinte bei der Heimfahrt, dass das noch wenig sei denn im Sommer wandern hier bis zu 2500 !!! Menschen den gleichen Weg – nochmals Glueck gehabt. Wir muessen nicht erwaehnen, wie wir am naechsten Tag unsere Blasen gepflegt und den Muskelkater ertragen haben, oder?!

Nach soviel ueberirdischen Vergnuegungen sind wir in die Waitomo Hoehlen abgetaucht, um dort die weltberuehmten Gluehwuermchen zu bewundern. Die Broschuere hat nicht gelogen, als sie damit warb, so viele Lichtlein zu haben, wie es Sterne am Himmel gibt.

Leider durften wir kein Photo machen, da die kleinen Gluebirnen sich leicht erschrecken und dann erloeschen.

Der Berg ruft, diesmal Mount Taranaki, ein Bilderbuch-Vulkan mit Schneespitze. Wir haben ihn zwar nicht bezwungen, aber dennoch einen wunderschoenen 4,5 Stundenmarsch an die Schneegrenze gemacht.

Vor allem Sonja wollte gar nicht mehr weg, was allerdings eher am Hostel und seinem Besitzer Brian lag, als am Berg. So ein gutherziger und freundlicher Ur-Opa (mit 55 Jahren), ist uns bis dahin noch nicht ueber den Weg gelaufen. Besonders die Kueche war ein Traum; ein Holzofen zum waermen und kochen mit einem kleinen Tisch in der Mitte und Blick auf den Kraeutergarten. Haetten wir zuviel Geld, waeren wir jetzt die neuen Hostelbetreiber, denn Brian hatte keine Lust mehr und es stand zum Verkauf.

Da wir aber immer noch nicht reich sind, sind wir schweren Herzens nach ein paar Tagen Traumhostel den Whanganui flussaufwaerts gefahren. Dort kann man nicht nur legendaer Kajaken, sondern auch toll Zelten und die Natur pur geniessen. Wir bilden uns ein, sogar einen Kiwi in der Nacht gehoert zu haben, was schon ein enormer Vortschritt waere, so scheu wie die kleinen Scheisser sind.

Nach 2 Naechten am Fluss haben wir das Meer dann doch wieder vermisst und uns zum Cape Palliser aufgemacht. Das ist der suedlichste Punkt der Nordinsel und an klaren Tagen hat man sogar einen tollen Blick auf die Suedinsel. Da bei unserem Besuch die Sicht nicht ganz so gut war, haben wir uns mit der dortlebenden Seeloewenkolonie beschaeftigt. Die Dicken Dinger fanden das aber nicht so lustig und haben uns ihre Zaehne gezeigt, als wir zu nah ran sind.

Deswegen haben wir schnell die Flucht ergriffen, um zu unserem letzten Stop auf dem „Fisch“ aufzubrechen – Wellington .

Dort haben wir nicht nur die Zeit totgeschlagen, bis wir mit der Faehre zur Suedinsel schippern koennen, sondern unter anderem unser einjaehriges Reisejubilaeum gefeiert, das weltberuehmte TE PAPA Museum besichtigt und Tim´s Heuschnupfen bekaempft.

Nun sind wir bereit fuer die Insel und schon sehr gespannt, ob im Sueden wirklich noch mehr Schafe leben, als auf der Nordinsel.

Wir werden berichten, bis dahin trinkt an Gluehwein fuer uns mit und ein Spekulatius muss natuerlich auch noch sein.

Eure Anja und Tim